Ratgeber für ein Leben ohne Milch
Informationen für Betroffene mit Milchallergie und LaktoseintoleranzIm Gegensatz zur Milchallergie, bei der es sich um eine Überreaktion des Immunsystems gegen bestimmte Eiweißverbindungen in der Milch handelt, liegt mit der Laktoseintoleranz ein erbliches Merkmal vor. Dementsprechend ist eine Laktoseintoleranz keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern ein individuell vorliegendes Merkmal. Nicht Betroffene haben ein sogenanntes Laktase-Gen, was die Verdauung von Milchzucker ermöglicht. Dieses Gen fehlt bei Menschen mit Laktoseintoleranz, weshalb in der Milch enthaltener Milchzucker nicht aufgespalten werden kann.
Laktoseintoleranz
Eine Laktoseintoleranz ist keine Krankheit, sondern das Unvermögen des menschlichen Körpers, den in der Milch enthaltenen Milchzucker aufzuspalten und damit verdauen zu können. Die Laktoseintoleranz wird medizinisch auch Laktosemalabsorption oder Alaktasie genannt. Die Ursache der Laktoseintoleranz wird fachärztlich als Kohlenhydratmalabsorption bezeichnet.
Entstehung einer Laktoseintoleranz
Statistiken zufolge sind etwa zwanzig Prozent aller Deutschen von einer Laktoseintoleranz betroffen. Häufig fehlt bei den Betroffenen das Milchzucker spaltende Gen, in selteneren Fällen liegt die Entstehung einer Laktoseintoleranz in einer Begleiterscheinung einer Behandlung begründet.
Bei einem gesunden Menschen wird die über die Nahrung aufgenommenen Laktose (der Milchzucker) vom körpereigenen Enzym Laktase in die einzelnen Bestandteile Glukose und Galaktose aufgespalten. Dieser Vorgang passiert im Dünndarm. Fehlt die Laktase, gelangt die Laktose dementsprechend unangetastet in den Dickdarm und dient dort natürlich vorkommenden Mikroorganismen als Nahrung. Diese Mikroorganismen nehmen die Laktose jedoch nicht vollständig auf, es kommt zu Stoffwechselendprodukten, die eine übermäßige Menge an Gasen freisetzen – Bauchkrämpfe und -koliken, Durchfall und starke Übelkeit sind die Folgen.
Die Entstehung der Laktoseintoleranz wird in zwei Kategorien unterschieden. Die primäre physiologische Laktoseintoleranz, die häufigste Form der Laktoseintoleranz, entsteht nach dem Abstillen des Säuglings. Bei der Umstellung auf andere Nahrungsmittel stellt sich der Stoffwechsel des Säuglings nicht oder nur unzureichend um und produziert keine Laktase. Die genetische Entstehung einer Laktoseintoleranz, die von Geburt an vorliegt, kommt in der primären Gruppe recht selten vor, ist aber möglich. Die sekundäre Laktoseintoleranz wird durch andere Krankheiten (am häufigsten Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) und Morbus Crohn (Autoimmunerkrankung)) ausgelöst. Die Entstehung einer sekundären Laktoseintoleranz dauert in der Regel so lange an wie die auslösende Ursachenerkrankung.
Diagnose einer Laktoseintoleranz
Die valide Diagnose einer Laktoseintoleranz sollte unbedingt von einem Arzt erfolgen. Unverträglichkeiten, Allergien und andere Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem Genuss von Milch erfolgen, müssen nicht unbedingt in einer Laktoseintoleranz begründet liegen. Jedoch ist es für den Arzt und das erste Anamnesegespräch von Vorteil, wenn der Patient ungefähr abschätzen kann, wann und nach welchem Nahrungsmittel die Probleme auftreten.
Zur Diagnose einer Laktoseintoleranz werden im Folgenden Faktoren ausgeschlossen, die auch als Ursache für geschilderte Symptome des Patienten infrage kommen könnten. Dazu gehören beispielsweise Mangelerscheinungen jedweder Art, Dünndarmerkrankungen, Glutenunverträglichkeit oder ein Reizdarm. Liegt keine dieser Ursachen vor, kann der Arzt zur Diagnose einer Laktoseintoleranz einen Gentest, einen Wasserstoffatemtest oder evtl. zusätzlich einen Laktose-Toleranz-Test anordnen:
1. Wasserstoffatemtest: Der Wasserstoffatemtest dient als valides Mittel zur Diagnose einer Laktoseintoleranz. Zunächst wird der Wasserstoffgehalt im Atem des Patienten gemessen. Anschließend trinkt der Patient wiederholt über einen gewissen Zeitraum mehrere Milchzucker-Lösungen auf nüchternen Magen. Das nächste Messergebnis wird mit den Erstwerten verglichen und kann Aufschluss über eine Laktoseintoleranz geben: Bei Patienten mit einer Laktoseintoleranz ist der zweite Messwert deutlich erhöht, da die unverdaute Laktose im Darm Gase freisetzt und der entstehende Wasserstoff teilweise ausgeatmet wird.
2. Laktose-Toleranz-Test: Wie beim Wasserstoffatemtest nimmt der Patient auch hier mehrere Milchzucker-Lösungen zu sich. Zur Diagnose einer Laktoseintoleranz wird anschließend Blut abgenommen, von dem die Blutzuckerwerte gemessen werden. Bei einem gesunden Menschen steigt der Blutzuckerspiegel durch das Aufspalten der Laktose an. Menschen mit einer Laktoseintoleranz weisen einen wesentlich niedrigeren Wert auf.
3. Gentest: Für die Diagnose einer primären Laktoseintoleranz kann auch ein Gentest dienlich sein, der über eine einfache Speichelprobe durchgeführt wird. Weil ein Gentest jedoch verhältnismäßig teuer ist und wenig Aufschluss über die Art der Intoleranz gibt, macht der Arzt dieses Vorgehen vom Einzelfall des Patienten abhängig.
Therapie einer Laktoseintoleranz
Zur Therapie einer Laktoseintoleranz ist die vorherige Diagnose eines Facharztes unbedingt Voraussetzung. Erst wenn die Laktoseintoleranz, also die verminderte Laktaseaktivität, bewiesen ist, kann eine Therapie auf die individuelle Unverträglichkeit zugeschnitten werden. Generell gilt: Patienten mit einer Laktoseintoleranz sollten nur so viel Milchzucker über ihre tägliche Nahrung aufnehmen, wie sie tatsächlich vertragen, also wie der Stoffwechsel beschwerdefrei umsetzen kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Patienten, die keine Laktaseaktivität aufweisen, müssen zur Therapie ihrer Laktoseintoleranz auf alle milchzuckerhaltigen Produkte verzichten.
Sabrina Mandel
Der Mensch ist das einzige Säugetier, was nach der Ernährung durch die Muttermilch weiterhin Milch zu sich nimmt. Der Stoffwechsel des Menschen funktioniert jedoch ähnlich wie der anderer Säugetiere und ist eigentlich nicht auf eine Ernährung mit Substanzen aus der Milch ausgerichtet. Zwar hat sich der Stoffwechsel der Menschen vor allem in den westlichen Ländern auf eine milchhaltige Ernährung umgestellt, eine milchfreie/milcharme Ernährung kann Vorteile für Menschen mit empfindlichem Verdauungstrakt mit sich bringen.
Hinzu kommt, dass viele milchhaltige Produkte heutzutage industriell mit synthetischen Zusätzen und Zucker versetzt werden und/oder einen hohen Fettgehalt aufweisen. Der übermäßige Verzehr solcher Produkte kann der Gesundheit des Menschen u. U. schaden.
Milch und milchhaltige Produkte gehören in der westlichen Kultur zu den Grundnahrungsmitteln. Die Vereinten Nationen (FAO) und der Internationale Milchwirtschaftsverband (IDF) haben den 1. Juni zum Weltmilchtag ernannt.
Doch obwohl Milch in vielen europäischen Ländern zur Essenskultur gehört, sollte man wie bei vielen anderen Lebensmitteln tierischen Ursprungs die Herkunft genauer hinterfragen. Denn um die Mengen an Milch zu produzieren, die weltweit verzehrt werden, braucht es weitere Tiere, die u. U. unter nicht artgerechten Bedingungen Milch geben. Unabhängig von einer Milchallergie oder Laktoseintoleranz, könnte jeder seinen Milchkonsum aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes überdenken.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt generell eine fett-, zucker- und salzarme Ernährung. Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollten ebenso zu den täglichen Nahrungsmitteln gehören wie Getreide- und Vollkornprodukte. Milch liefert einen hohen Anteil essenzielles Kalzium und wertvolle Vitamine, weshalb auch milchhaltige Produkte zur Liste der gesunden Lebensmittel zählen – der Fett- und Zuckergehalt sollte allerdings beachtet werden. Fisch, Fleisch und Eier eignen sich aufgrund ihrer einzigartigen Nährstoffkombinationen für eine vollwertige und gesunde Ernährung, sollten jedoch in Maßen verzehrt werden.